Henny und Miriam Katzenstein
Hauptstraße 11

Henriette, genannt Henny, Katzenstein, geborene Katzenstein, kam am 20. Mai 1890 in Königstein zur Welt. Ihre Eltern Kappel, genannt Jacob, und Josephine Katzenstein, geborene Bärmann, lebten in der Hauptstraße 11 und führten dort seit 1894 ein „Manufacturwarengeschäft“. Nach dem Tod des Vaters 1914 übernahm die Mutter das Geschäft. Henny ging bis 1906 in die Ursulinenschule. Nach ihrem Schulabschluss unterstützte sie ihre Mutter im Geschäft.

Henny heiratete 1925 Moritz Katzenstein, im gleichen Jahr wurde ihre Tochter Miriam geboren. Zwei Jahre später kam Sohn Daniel Jakob auf die Welt. Die Ehe von Moritz und Henny war nicht glücklich, wie sie selbst einige Jahre später schrieb. Moritz Katzenstein wanderte 1931 mit dem vierjährigen Sohn Daniel in die USA aus.

Nach dem Tod der Mutter 1936 wurde das Geschäft von Henny Katzenstein alleine weiterbetrieben. Diese Tätigkeit erlaubte es ihr, sich neben der Arbeit um ihre geistig behinderte Tochter Miriam zu kümmern. Das Geschäft sicherte ihr ein ausreichendes Einkommen, bis sie aufgrund des Boykotts der jüdischen Geschäfte am 31.3.1938 zur Aufgabe des Ladens gezwungen wurde. Bereits im September 1937 hatte sie mit dem Abverkauf der Waren begonnen.

Von einer verstorbenen Tante in den USA erhielt sie eine kleine Erbschaft, die es ihr ermöglichte, die Ausreise in die Staaten zu bezahlen. Die Ausreise wurde ihr jedoch erst genehmigt, nachdem der mit der Erbschaft betraute Anwalt dreimal eine Zahlung an die deutschen Behörden geleistet hatte. Zuvor hatte man sie informiert, dass bei Zahlung einer gewissen Summe ihr Auswanderungswunsch entsprechend positiv behandelt werde.

Im September 1938 konnte Henny mit ihrer Tochter in die USA flüchten. Seit ihrer Ankunft in New York erhielt sie dort eine Unterstützung aus einem Fonds. Ihrem Antrag auf Entschädigung wegen „Schadens im beruflichen Fortkommen“, den Henny Katzenstein 1962 aufgrund ihrer finanziellen Notlage stellte, wurde stattgegeben. Sie erhielt bis zu ihrem Tod im Oktober 1964 eine Rente aus Deutschland.

Text: Simone Hesse