Martha Woelcke
Taunusstraße 5

Martha Woelcke, geborene Goldschmidt (geb. 24.4.1884), war die Tochter einer jüdischen Familie aus Frankfurt. In erster Ehe war sie mit dem Architekten Friedrich A. Ravenstein verheiratet und hatte zwei Kinder. In zweiter Ehe heiratete sie 1920 den Maler Heinz Woelcke (1888-1963), der wie sie der Städel-Schule angehörte. Sie hatte sich vor allem mit Blumenbildern einen Namen gemacht. 1920 zog die Familie nach Dornholzhausen. Martha Woelcke, die schon längere Zeit nicht mehr als religiöse Jüdin lebte, gehörte zunächst einer Freireligiösen Gemeinde an, trat aber im Oktober 1928 zum evangelischen Glauben über.

1930 zog die Familie nach Falkenstein, wo sie sich 1937 ein eigenes Häuschen mit Atelier und Garten errichtete. In der Reichspogromnacht im November 1938 wurde das Haus mit Steinen beworfen, sämtliche Fenster gingen dabei zu Bruch, ein Küchenschrank und einige Gemälde wurden beschädigt.

Heinz und Martha Woelcke waren in ihrem künstlerischen Schaffen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eingeschränkt und aus dem „Frankfurter Künstlerbund“ ausgeschlossen worden. 1933 malte Heinz Woelcke ein Gemälde von der Bücherverbrennung auf dem Römerberg in Frankfurt. Nach 1933 konnte Martha Woelcke ihre Bilder nicht mehr verkaufen. In Briefen an die Entschädigungsbehörde beim Regierungspräsidenten Ende 1957 schilderte Heinz Woelcke, dass die Stadt Frankfurt vor 1933 Bilder seiner Frau gekauft hatte, diese aber „im Zuge der ersten Bücherverbrennungen sogleich noch im Jahre 1933 vernichtet wurden".

Ab Mai 1936 erhielt auch Heinz Woelcke Berufsverbot, das nach seinen eigenen Angaben 1942 wieder aufgehoben wurde. Trotz aller Isolation entstanden aber auch während des Krieges weitere Gemälde. Allerdings war es nicht möglich, an Ausstellungen teilzunehmen.

Martha Woelcke wird von Nachbarn in der damaligen Altkönigstraße (heute Taunusstraße) als „freundlich, gutherzig und gebildet“ beschrieben. Da sie oft alleine war, pflegte sie eine gute Nachbarschaft. Eine „Flucht“ zu Nachbarn half ihr bereits vor dem Krieg, als sie sich, während ihr Mann verreist war, von den Nazis verfolgt fühlte und um ihr Leben bangte.

In Abwesenheit ihres Mannes wurde Martha Woelcke im Januar 1944 aus ihrem Haus in Falkenstein abgeholt, zunächst nach Frankfurt gebracht und von dort aus nach Auschwitz deportiert. Im November 1944 wurde sie dort umgebracht.

Text: Hedwig Groß