Dr. Max und Bertha Friedemann
Altkönigstraße 14
Max Friedemann wurde am 10. April 1881 in Berlin geboren. Nach dem Medizinstudium in Göttingen war er 1905 als Schiffsarzt auf einer Passage nach New York tätig.
Wann die Zusammenarbeit mit dem Königsteiner Sanatoriumsleiter Dr. Oskar Kohnstamm (1871-1917) begann, ist nicht bekannt. Zumindest zeitweise arbeitete Dr. Friedemann bereits vor dem ersten Weltkrieg als zweiter Arzt im Sanatorium Dr. Kohnstamm. Im Jahr 1914 wurde eine gemeinschaftliche Veröffentlichung mit Dr. Kohnstamm unter dem Titel: „Zur Pathogenese und Psychotherapie bei Basedowscher Krankheit“ publiziert, die auch in den Sammelband „Erscheinungsformen der Seele“ 1927 aufgenommen wurde.
1921 meldete sich Max Friedemann, in Königstein bekannt als „langjähriger Mitarbeiter“ Kohnstamms, erneut in Königstein an und wohnte in der Altkönigstraße 14. Zusammen mit Dr. Bernard Spinak war er bis zur Zwangsschließung im Sanatorium Dr. Kohnstamm als Leitender Arzt tätig.
1934 heiratete Dr. Max Friedemann Bertha (genannt Berthel) Loeb in Mainz. Bertha Loeb wurde am 7. November 1904 in Mainz geboren und besuchte dort die Höhere Mädchenschule (heute Frauenlob-Gymnasium) bis zum Abitur. Später absolvierte sie eine Ausbildung an der Gartenbauschule in Bad Godesberg. Im Alter von sieben Jahren verlor sie ihren Vater. Dies belastete sie stark, so dass sie als Patientin in das Sanatorium Dr. Kohnstamm kam und hier Dr. Friedemann kennenlernte.
Nach der Schließung des Sanatoriums im Oktober 1938 - als jüdischer Arzt hatte Dr. Friedemann bereits kurz zuvor seine Zulassung als Arzt verloren - floh das Ehepaar 1939 über England nach New York. Die für die Tätigkeit als Arzt erforderlichen medizinischen Examen legte Dr. Friedemann in nur drei Monaten ab. Mit einigen Mitarbeitern des früheren Sanatoriums Dr. Kohnstamm arbeitete er zunächst in einer Klinik in der Nähe von New York. Später praktizierte er als Psychiater in New York.
1968 starb Bertha Friedemann im Alter von 63 Jahren. Dr. Max Friedemann, der in seiner Freizeit Geige in einem Ärztequartett sowie Klavier spielte, war bis kurz vor seinem Tod im Alter von 96 Jahren im Jahr 1978 noch beruflich aktiv.
Text: Habbo Lolling