Bertha Henlein
Falkensteiner Straße 2
Bertha Henlein wurde am 28. Juli 1881 in Königstein geboren. Sie war die Tochter von Hermann Henlein. Die Familie Henlein war bereits lange in Königstein ansässig. Allerdings zogen viele Familienmitglieder Anfang des 20. Jahrhunderts nach Frankfurt.
1908 wohnte die ledige Bertha bei ihrem Bruder Mayer (geb. 14. April 1876) und dessen Frau Johanna (geb. 23. April 1871), geb. Lippmann, in der Hauptstraße 3. Mayer Henlein II war Metzger. Zusammen mit seiner Frau zog er 1909 nach Herne. Bertha Henlein hatte noch zwei Schwestern Babette und Julchen.
Später wohnhaft in der Wiesbadener Straße bei der Familie Steinberg, lebte Bertha Henlein, laut Meldekarte „ohne Beruf“, in den 1930er Jahren in der Falkensteiner Str. 2. Von dort meldete sie sich am 28.3.1939 nach Frankfurt in die Parkstraße 9 ab. Wie auch andere jüdische Einwohner Königsteins zog sie in die nahe gelegene Großstadt. Welchem Beruf Bertha Henlein nachging, ist nicht bekannt. 1941 ist einer Sicherungsanordnung zu entnehmen, dass sie als Wohlfahrtsempfängerin von der jüdischen Gemeinde monatlich 48 RM erhielt.
Am 11./12.11.1941 wurde Bertha Henlein von Frankfurt ins Ghetto Minsk deportiert. Dort kam sie mit über tausend Leidensgenossen am 17. November an.
Das Ghetto Minsk war ein abgeriegelter Stadtbezirk in der weißrussischen Hauptstadt, in dem ab Juli 1941 die etwa 60.000 jüdischen Einwohner von Minsk und ab November 1941 auch deportierte Juden aus dem Deutschen Reich gefangen gehalten wurden. Deportationszüge im November 1941 kamen aus Hamburg, Düsseldorf, Berlin, Brünn, Bremen und Wien. Innerhalb von 20 Tagen wurden 7000 Menschen zusätzlich in das etwa zwei Quadratkilometer große Ghetto gebracht. Die Ernährung bestand für registrierte Bewohner aus 200 Gramm Brot pro Tag, Arbeiter bekamen in einigen Fabriken mittags eine dicke Suppe.
Etwa 1.400 der im November 1941 nach Minsk deportierten Juden mussten Zwangsarbeit leisten. Die Bewohner organisierten Widerstand gegen die Besatzer und stellten Verbindung zu den Partisanen in den Wäldern rund um Minsk her. Es erfolgten mehrfach „Aktionen“, bei denen viele tausend Bewohner ermordet wurden. Bis Oktober 1943 blieben nur etwa 2000 Gefangene übrig, die bei der Auflösung des Ghettos am 21. Oktober 1943 abtransportiert und ermordet wurden. Von den tschechischen, österreichischen und deutschen Juden, die im November 1941 ins Ghetto Minsk deportiert worden waren, überlebten nur fünf Personen.
Wie und wann Bertha Henlein starb, ist nicht bekannt.
Text: Petra Geis