Familie Katzenellenbogen
Ölmühlweg 33
Albert Katzenellenbogen wurde am 15. Januar 1863 in Krotoschin (Provinz Posen) geboren. Die jüdische Familie ist seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar und erhielt ihren Namen nach dem hessischen Ort Katzenellenbogen, wo die Familie vorübergehend ansässig war. Nach Militärdienst und Jurastudium mit Promotion arbeitete Albert Katzenellenbogen als Rechtsanwalt am Landgericht in Frankfurt am Main. 1892 heiratete er Cornelia Josefine Doctor aus einer alteingesessenen Frankfurter jüdischen Familie. 1918 ließ sich Cornelia evangelisch taufen. Das Paar hatte drei Kinder, die auch alle evangelisch getauft wurden: Grete Helene (geb. 1893), Martha Sofie Anna (geb. 1897) und Adolf (geb. 1901).
Albert Katzenellenbogen wurde 1895 Syndikus der Mitteldeutschen Creditbank, 1897 Mitglied der Direktion und 1903 Mitglied des Vorstands. 1912 erhielt er den Titel Justizrat. 1929 erfolgte die Fusion der Bank mit der Commerz- und Privat-Bank. 1930, kurz vor seinem 67. Geburtstag, schied er auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus und wurde in den Aufsichtsrat gewählt. Neben diesem Mandat war er Mitglied in weiteren 24 Aufsichtsräte, in sieben davon war er Vorsitzender.
Das Ehepaar Katzenellenbogen wohnte bis 1935 in der Dienstwohnung der Bank in der Neue Mainzer Str. 32 und zog dann nach Königstein in den Ölmühlweg 33, wo es seit 1912 ein Sommerhaus besaß, das man in Königstein „Villa Katzenellenbogen" nannte. Das Ehepaar wohnte bis Ende 1938 in Königstein. Der Umzug nach Frankfurt in die Siesmayerstr. 7 war erforderlich, weil Cornelia Katzenellenbogen 1938 durch einen Schlaganfall weitgehend gelähmt war und die Geldmittel für den Unterhalt des großen Anwesens nicht mehr reichten. Der Gesundheitszustand von Cornelia Katzenellenbogen verhinderte auch die Emigration in die Schweiz, obwohl ein Schweizer Freund als Bürge eingetreten wäre.
Cornelia Katzenellenbogen starb am 19. April 1941. Die Gestapo überwachte die evangelische Beerdigung hinter den Friedhofshecken. Albert Katzenellenbogen bezog danach ein Zimmer in der Pension Zeppelin, einem sogenannten „Judenhaus“ in der Bockenheimer Landstraße 111. Von dort wurde er am 18. August 1942 zunächst nach Theresienstadt und dann am 25. August 1942 mit dem Transport „Bc-942" nach Maly Trostenec deportiert. Alle Transporte mit der Bezeichnung „Bc" waren „Todestransporte".
Die Kinder der Familie Katzenellenbogen hatten folgende Schicksale:
Gretel heiatetet 1914 in erster Ehe den Leutnant Kurt Reichert, der schon kurz nach Beginn des 1 Weltkriegs fiel und seinen Sohn Rolf, geb. 1914, nie sah. In zweiter Ehe war sie mit Dr. jur. Erich Berndt verheiratet. Sie hatten einen Sohn Dieter (geb. 1922). Gretel Berndt lebte nach NS-Definition in „Mischehe“ und war deshalb von den Deportationen der Jahre 1941/1942 ausgenommen. Sie starb am 24. April 1944 an den Folgen eines Luftangriffs in Frankfurt.
Martha lebte zuerst in Berlin, dann in Freiburg und schließlich in Hamburg, wo sie 1984 starb.
Adolf, Jurist und promovierter Kunsthistoriker, war mit Elisabeth Martha Holzheu verheiratet. Sie hatten zwei Kinder, die Tochter Ruth (geb. 1937) und den Sohn John (geb. 1944). Adolf lebte mit Frau und Tochter in Konstanz. Er wurde am 9. November 1938 verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Schwer erkrankt kam er durch die Intervention seiner Schweizer Ehefrau frei und wurde in der Schweiz gesundgepflegt. Die Familie wanderte in die USA aus. Adolf wurde dort Professor für Kunstgeschichte. Er starb 1964 an den Spätfolgen seiner im KZ erlittenen Krankheit.
Für Albert und Cornelia Katzenellenbogen wurden in Frankfurt in der Neue Mainzer Str. 32 Stolpersteine verlegt, für ihre Tochter Gretel Bernd in der Paul-Ehrlich Str. 25a.
Text: Hartmut Schmidt