Laura Wetzler auf den Spuren ihres Großonkels
Die Großnichte des Königsteiner Rabbiners besuchte am 12. Juni 2017 das Haus im Ölmühlweg 19, in dem Siegfried Wetzler wohnte und arbeitete:
Taunus Zeitung vom 16.6.2017: "Und plötzlich waren sie weg"
„Königstein jetzt judenfrei“
Gedenken an die Deportation von Juden vor 75 Jahren
„Königstein jetzt judenfrei“ lautete die Überschrift eines kleinen Artikels in der Lokal-Zeitung am 31. August 1942. Drei Tage zuvor, am 28. August 1942, waren die letzten sieben in Königstein lebenden Juden zur Großmarkthalle nach Frankfurt und von dort am 1. September in den Tod deportiert worden.
Königstein zwangsweise verlassen mussten die vier Mitglieder der Familie Heß, die in der Klosterstraße in dem heute als „Hotel zum Feldberg“ bekannten Gebäude wohnten, Louise und Gertrude Gemmer aus der Kirchstraße 12 sowie Albert Cahn, der in der Hauptstraße lebte. Clementine Mayer starb im Lager Theresienstadt nur zwei Monate nach ihrer Einlieferung, Berta Heß kam zwei Jahre später auf dem Transport ins KZ Auschwitz ums Leben. Von Albert Cahn, Adolf Heß und dessen dann achtjährigen Sohn Werner verliert sich die Spur im Jahr 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Luise Gemmer starb nur zehn Tage nach ihrer Deportation in Theresienstadt, ihre 38-jährige Tochter Gertrude wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
An deren Deportation vor 75 Jahren und das Schicksal aller Verfolgten in der Nazi-Zeit erinnert die Königsteiner Initiative Stolpersteine mit mehreren Veranstaltungen. So findet am 24. August kurz vor dem Jahrestag der Deportation ein Rundgang vorbei an den Stätten früheren jüdischen Lebens in Königstein statt. Unter der Leitung von Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann wird an mehreren Gebäuden in der Innenstadt an deren frühere jüdische Bewohner erinnert. Zum Gedenken an deren Schicksale wurden in den vergangenen Jahren vor diesen Häusern „Stolpersteine“ verlegt.
Für Freitag, den 8. September, plant die Initiative einen Besuch der Gedenkstätte an der früheren Großmarkthalle in Frankfurt, die auch als Sammelstelle für den Abtransport von Juden in die Vernichtungslager gedient hatte. Nähere Einzelheiten dazu werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Den Auftakt der Veranstaltungsreihe zum Gedenken an den Jahrestag der letzten Deportationen aus Königstein bildet ein Konzert mit Laura Wetzler am 12. Juni (Montag) im Katholischen Gemeindezentrum. Sie ist eine Großnichte des Lehrers und früheren Königsteiner Rabbiners Siegfried Wetzler, der mit seiner Frau Rebekka im Haus Ölmühlweg 19 wohnte. Dem Ehepaar war 1938 zunächst die Flucht nach Paris gelungen, doch nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht wurde das Ehepaar 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Im Zuge ihrer Recherchen zu den Schicksalen der früheren jüdischen Mitbürger war die Stolperstein-Initiative Königstein auf die Nachfahrin Laura Wetzler gestoßen und hatte Kontakt mit ihr aufgenommen. Jetzt nutzt die Musikerin eine Europareise zu Besuchen an den früheren Wohnorten ihrer Familienangehörigen. Die Singer-Songwriterin, die bereits mehrere CDs veröffentlichte, hat zuvor auch Auftritte bei zwei Festivals. In Königstein wird sie ihr Programm unter dem Motto „Songs of Resistance, Hope and Love“ präsentieren mit neuen und traditionellen Liedern aus den USA, Osteuropa, Spanien, Jemen, Äthiopien und Uganda. Der Eintritt zu dem Konzert, das um 19.30h beginnt, ist frei.
Während ihres Aufenthalts in Königstein wird Laura Wetzler von Mitgliedern der Initiative Stolpersteine bei einem Rundgang durch Königstein begleitet. Zu den Stationen gehören auch der Standort der früheren Synagoge im Seilerbahnweg, die ehemalige Mikwe (jüdisches Tauchbad) in der Gerichtsstraße und das Wohnhaus ihres Großonkels im Ölmühlweg sowie die Burg.
Viele Informationen über das Schicksal der Familien Wetzler und Heß sowie anderer früherer jüdischer Königsteiner Bürger bietet die Dokumentation „Juden in Königstein“, die im Buchhandel und in der Kur- und Stadtinformation erhältlich ist.
Verlegung von 22 Stolpersteinen im März 2015
Am 13. März 2015 wurden zum zweiten Mal Stolpersteine in Königstein verlegt. 24 Stolpersteine an zehn Stellen kamen zu den 18 bereits im November 2013 verlegten Stolpersteinen dazu.
Am Abend erhielt Gunter Demnig den Eugen-Kogon-Preis der Stadt Königstein. Die Laudatio von Prof. Manfred Schneckenburger lesen Sie hier .
Umrahmt wurden die Ereignisse von einer Veranstaltungswoche mit dem moderierten Konzert mit "Verfemter Musik zur Zeit der Nationalsozialisten", der Vorstellung der erweiterten Neuauflage der Dokumentation „Juden in Königstein“ und einer Lesung von Michael Kogon aus dem Buch „Lieber Vati! Wie ist das – Wetter bei dir?“. Außerdem gab es eine Ausstellung zu den Schicksalen der Menschen, für die Stolpersteine verlegt wurden.
Wir danken allen, die uns durch ihre Mitarbeit, ihre Anwesenheit, ihren Auftritt, ihre Spenden, ihre guten Wünsche, ihre Öffentlichkeitsarbeit, ihre organisatorische Hilfe, ihre positive Berichterstattung und durch Vieles mehr unterstützt haben.
Die Stolperstein-Initiative legt nun eine Sommerpause ein. Unser nächstes Treffen ist am 4. November 2015 um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek. Alle Interessierten sind schon jetzt herzlich dazu eingeladen.
Verlegung von 18 Stolpersteinen im November 2013
Unter großer Anteilnahme wurden die ersten 18 Stolpersteine in Königstein am 18. November 2013 verlegt!